In unserer heutigen Gesellschaft werden keine Kosten und Mühen ge-
scheut, um den Zufall wo es geht zu eliminieren. Es ist dasselbe Prinzip
wie beim perfekt gepflegten Garten: Hier zielen alle Anstrengungen darauf, das wilde Wachstum der Natur unter Kontrolle zu bringen und die
durchgeplante Ordnung zu konservieren.
Die Grundlage von matter of form bildet eine Formstudie, bei der die Ausgangsformen von der Gartenkunst inspiriert sind, durch ihre Neukombination allerdings in dekonstruktive Strukturen münden. Auf Zufälligkeiten
und Abweichungen ausgerichtet, scheint sie dem maschinellen Prozess,
der den Zufall gezielt ausschließt, genau entgegengesetzt zu sein. Tatsächlich kann dieser jedoch auch so eingesetzt werden, dass es bei Stoffen
und Garnen je nach Art der Verarbeitung und Einstellung der Maschine
zu Ergebnissen kommt, die von der Norm abweichen und unerwartete
Deformierungen zeigen. Die Maschine produziert Unberechenbarkeiten
und entwickelt eine Eigenwilligkeit, die ihr eigenes kontrolliertes System
durchbricht und infrage stellt.
Berlin / 2020
formstudie